„Grenzen setzen ist kein Mangel an Respekt“

Veröffentlicht am 19. Oktober 2025 um 21:56

Manchmal ist es nicht leicht, Grenzen zu ziehen – besonders in der Familie. Doch wer schweigt, wenn Respekt verloren geht, verliert am Ende sich selbst. Dieser Text ist für alle, die gelernt haben, Nein zu sagen, um sich und ihre Kinder zu schützen.

 

Man sagt, Familie ist alles. Dass sie uns stützt, auffängt und liebt – bedingungslos. Doch was passiert, wenn genau dort, wo man Geborgenheit erwartet, plötzlich Worte fallen, die tiefer schneiden als jedes Messer?

 

Neulich habe ich erlebt, wie ein Mensch aus der eigenen Familie – eine Schwiegermutter – ein unschuldiges Kind mit einem der schlimmsten Schimpfwörter beleidigt hat. Auf Türkisch nennt man es „piç“ – ein Wort, das so viel Gift in sich trägt. Es bedeutet „Bastard“, und wer die türkische Sprache kennt, weiß, dass das kein leichtfertiges Wort ist. Es ist abwertend, respektlos und voller Verachtung.

 

Ich habe mich gefragt: Wie kann man so etwas zu einem Kind sagen? Einem kleinen Menschen, der niemandem etwas getan hat, der einfach nur liebt und geliebt werden möchte.

 

Worte haben Macht. Sie können heilen, aber auch zerstören. Und manchmal kommen die verletzendsten Worte von genau den Menschen, von denen man glaubt, sie sollten am meisten beschützen.

 

Ich schreibe das nicht, um jemanden bloßzustellen, sondern um etwas anzusprechen, worüber viele schweigen: Respekt ist keine Einbahnstraße. Alter, Tradition oder „Familienbande“ rechtfertigen keine Beleidigungen, keine Demütigungen und schon gar nicht, wenn ein Kind betroffen ist.

 

Man kann Grenzen setzen, ohne den Respekt zu verlieren. Man kann „Nein“ sagen, ohne undankbar zu sein. Und man darf sich und sein Kind schützen – immer.

Manchmal ist Liebe auch, sich zu distanzieren.

Manchmal ist Frieden, den Kontakt zu begrenzen.

Und manchmal bedeutet Familie, diejenigen zu wählen, die uns mit Wärme statt mit Worten verletzen.

Ich glaube daran, dass wir durch Ehrlichkeit und Mut etwas verändern können. Vielleicht fängt es genau hier an – mit dem Mut, Dinge beim Namen zu nennen.

 

Wer den Mut hat, Respekt einzufordern, schafft nicht nur Frieden für sich selbst, sondern auch für die nächste Generation.

Erstelle deine eigene Website mit Webador